Museum Deines Lebens oder die Chance auf Entwicklung

Das Thema dieses Blogartikels hat mich völlig unvorbereitet beim Spazieren gehen im Wald erreicht. Wir waren zu zweit im Wald unterwegs und haben die Natur in vollen Zügen genossen.

Da wir recht zackig unterwegs waren und noch Zeit hatten, haben wir uns auf eine Bank mitten im Wald gesetzt und uns weiter unterhalten. 
Dieses Gespräch war für mich Geschenk und Kraftquelle zugleich. Wir haben über Bücher gesprochen und wir kamen auf die Bücher von John Strelecky zu sprechen. 

Ich habe davon noch keines gelesen und meine Freundin hat mir ihre bleibenden Eindrücke von diesen Büchern erzählt. Und dabei war eben die Frage 

Was würde in einem Museum über Dein Leben zu sehen sein?“.

“Wie bitte?” “Ja, wenn jemand am Ende deines Lebens dir das Angebot macht, ein Museum über dein Leben zu eröffnen, was wäre da zu sehen?” BÄÄÄM.

Dann war ich gedanklich einige Zeit raus aus unserem Gespräch. Meine Gedanken purzelten nur so übereinander.

  • Wer sollte ein Museum über mich und für mich eröffnen wollen?
  • Wie sähe das Gebäude aus? Klein oder Groß? Ein Neubau? Ein renovierter Altbau? Schick oder in die Jahre gekommen?
  • Welche Räume gäbe es? Wie wäre es gestaltet? Mit viel Liebe zum Detail oder so dahin geschlampert?
  • Und wer überhaupt sollte sich das Museum ansehen wollen?
  • Was wäre der Zweck für dieses Museum?

Als sich meine Gedanken wieder beruhigt hatten, konnte ich auch wieder aktiv an unserem Waldbank-Gespräch teilnehmen. Den Museums-Gedanken hatte ich auf einen Zeitpunkt verlegt, an dem ich genügend Zeit zum Denken, Vorstellen und Fühlen hätte.
Ich war voller Vorfreude mich in den Museums-Gedanken hinein werfen zu können. Noch am selben Abend hatte ich etwas Freiraum und los ging es. Ich denke und fühle viel in Bildern und so auch hier. Vor meinem geistigen Auge sah ich mein Museum. Da war es. Ganz klar. Alle meine Fragen waren auf einmal beantwortet. Wow.

Wer sollte ein Museum über mich und für mich eröffnen wollen?

Der Initiator und Betreiber des Museums: das bin ICH. Denn das Museum steht für MEIN Leben.

Wie sähe das Gebäude aus? Klein oder Groß? Ein Neubau? Ein renovierter Altbau? Schick oder in die Jahre gekommen?

Auf jeden Fall wäre es ein Haus ohne Keller, aber mit Dachboden. 
Eine Wohnung oder eine Etage fühlt sich nicht stimmig an. Warum kein Keller? Bei uns im Süddeutschen sind Keller üblich. 
Für mein Museum fühlt es sich jedoch nicht stimmig an. Ich möchte am Ende meines Lebens kein dunkles Untergeschoss haben, in dem noch Dinge, Gefühle und Unausgesprochenes lagern.

Mein Museum wäre auf jeden Fall kein Neubau. Eher ein liebevoll renoviertes altes Haus. Ja, es wäre ein ganzes Haus. Moderne Elemente mit freigelegtem Fachwerk kombiniert. Die Raumhöhen so, dass man Platz zum Atmen hat. Die Wände sind in Weiß gehalten. Der Boden ist ein alter Parkettboden, der beim Draufgehen immer mal wieder knarrt und dazwischen moderner Beton, aber nicht kühl. Das Haus strahlt Wärme und Leben aus. Wie es eben bei älteren Häusern der Fall ist, sie haben eine Geschichte zu erzählen. So eben auch mein Museum.

Welche Räume gäbe es? Wie wäre das Museum gestaltet? Mit viel Liebe zum Detail oder so dahin geschlampert?

Das ist die absolute Kernfrage und darauf habe ich mich schon beim Aufschreiben der Fragen gefreut. Welche Räume gäbe es? Ich bin jetzt 43 Jahre alt und kann auf diese Zeit zurückblicken. Für die kommenden mindestens 43 Jahre kann ich nur ahnen und spüren. 

Das möchte ich sehr gerne versuchen:

Auf alle Fälle gäbe es drei Familienräume, die miteinander verbunden wären und doch jeder für sich steht. Sie würden nebeneinander liegen. Der mittlere Raum wäre meinem Mann und meiner Ehe gewidmet. Ein heller Raum, der viel Liebe ausstrahlt. Darin wären auf jeden Fall ein gut gefülltes Weinregal, ein Kühlschrank mit Leckereien und eine Sitzgelegenheit für uns zwei. Wir sind ganz große Genießer. An den Wänden hängen Bilder von unseren Urlauben und von Alltagssituationen. Von heiter bis ernst. Eine Kennenlernecke und eine Ecke mit besonderen Erinnerungen. In der Mitte ein bequemer Stuhl zum Drehen, damit ich alles sehen und aufsaugen kann.

Das Zimmer rechts davon wäre meinen Kindern gewidmet. Aufgeteilt in drei Bereiche und die Mitte für uns als Fünferpack. In diesem Zimmer ist das Leben in all seiner Fülle spürbar. Es wären darin Momente der Rührung und des Staunens und auch der Wut und Verzweiflung. Die besonderen Momente der Geburt, die durchwachten Nächte, die Ratlosigkeit und der große Spaß kämen in diesem Raum zum Ausdruck. Auf dem Boden liegen mehrere einzelne Socken, fiese Legosteinchen, Barbies und ausgelaufener Nagellack. Licht flutet den Raum und leuchtet auch die dunklen Ecken aus. Die Energien jedes Kindes sind spürbar. Liebe Erinnerungsstücke liegen zum Anfassen bereit.

Der verbleibende Familienraum wäre meinem Groß werden mit meinen Eltern gewidmet. Da sitze ich nun und frage mich, was dieser Raum für eine Bedeutung für mich hat und wie er aussehen würde. Es wäre ein Auffangnetz über dem Boden installiert und darüber ein Parcours wie bei den Ninja Warriors. Das Netz hat das ein oder andere Loch, hält aber trotzdem sicher und geborgen. Auch wenn der Parcours so seine Tücken hat. Dazu wäre viel Musik, Spontaneität, Lachen und Unkonventionalität im Raum. Alles ein bissle anders. Zum Glück.

Das wären meine Haupträume. Nein, stimmt nicht. Da wäre ein Raum, der nur für mich ist. Nicht sehr groß, so wie ich. Urgemütlich und in der Mitte ein Denkarium wie bei Harry Potter. Darin sind alle meine Erinnerungen gespeichert und jederzeit erreichbar. Um das Denkarium herum sind Lichter, die meine Gaben und Talente beschreiben. Auch meine Schattenseiten wären Licht, da sie auch in MEINEN Raum gehören und gesehen werden dürfen.

Es gibt noch so viele Räume in diesem Museum und ich könnte geradeso weiterschreiben….Wenn ich einen Blick über mein Museum streifen lasse, dann ist es hell, aufgeräumt und liebevoll. So möchte ich am Ende meiner Tage auf mein Leben blicken können. Es gibt Räume, in denen Schmerz, Sorgen, Bitterkeit und Wut ihren Platz haben und auch sie gehören zu meinem großen Ganzen dazu. Ich wünsche mir, dass es mir gelingt, dass kein Raum ganz dunkel ist oder dass es keinen Raum gibt, den ich zugeschlossen habe und den Schlüssel weggeworfen habe.

Ich wünsche mir, dass ich die Schattenseiten als Chance annehmen darf, sie anzuerkennen und daraus zu wachsen. Diese Zeiten geben den Räumen die Tiefe, die sie ausstrahlen und im Zusammenspiel mit der Freude, können die Räume so leuchten, wie ich es mir gerade vorstelle.

Noch gibt es ein paar leere Räume in meinem Museum, aber ich habe auch noch mindestens 43 Jahre Zeit sie zu füllen… Mal sehen wie sich irgendwann der Oma-Raum füllt.

Und wer überhaupt sollte sich das Museum ansehen wollen?

Es reicht, wenn ich durch mein Museum wandele. Hier sehe ich in deutlicher Klarheit alle Facetten meines Seins. Ohne Wenn und Aber.

Was ist der Zweck dieses Museums?

Der Zweck? Manchmal möchte ich Dinge einfach so tun. Und so auch bei meinem Museum. Mein Museum ist einfach da und wird immer da sein. Denn das bin ich. Wenn ich doch über einen Zweck nachdenke, dann den, dass ich mit dem Blick von außen sehen kann, was in meinen Räumen alles steht. Und dann kann ich mir überlegen, ob das für mich so stimmig ist. Und je nachdem wie meine Antwort ausfällt, kann ich mich auf den Weg machen Dinge zu ändern. Da kommen Fragen an die Oberfläche wie zum Beispiel:

  • Mit welchen Gefühlen blicke ich in die einzelnen Räume?
  • Will ich einen Raum überhaupt nicht betreten?
  • Nimmt ein Raum vielleicht einen zu großen Platz ein?
  • Welche Räume lassen mich lächeln, lauthals lachen, weinen und/oder dankbar sein?
  • Dürfen die Räume so bleiben wie sie sind oder gibt es das ein oder andere Exponat, das ausgetauscht werden darf? Verändert werden darf? Verrückt werden darf?

Diese Blicke auf mein Leben habe ich sehr gerne gemacht und werde sie weiterhin immer wieder schweifen lassen. Ich finde, darin liegt eine große Chance mit seinem Leben liebevoll und achtsam umzugehen. Und das soll nicht heißen, dass da nix los ist.

Und genau hier darf ich Dich einladen, das auch zu tun. 

Nimm Dir Zeit, atme einige Male bewusst ein und aus und lasse Deinen Gedanken freien Lauf und lasse Dein Museum vor Deinen Augen erscheinen.

  • Wie sähe das Gebäude aus? Klein oder Groß? Ein Neubau? Ein renovierter Altbau? Schick oder in die Jahre gekommen?
  • Welche Räume gäbe es? Wie wäre es gestaltet? Mit viel Liebe zum Detail oder so dahin geschlampert?
  • Mit welchen Gefühlen blickst Du in die einzelnen Räume?
  • Willst Du einen Raum überhaupt nicht betreten?
  • Nimmt ein Raum vielleicht einen zu großen Platz ein?
  • Welche Räume lassen Dich lächeln, lauthals lachen, weinen und dankbar sein?
  • Dürfen die Räume so bleiben wie sie sind oder gibt es das ein oder andere Exponat, das ausgetauscht werden darf? Verändert werden darf? Verrückt werden darf?

Freue Dich über die Räume, die Dich verzaubern und traue Dich in die Räume zu gehen, vor denen Du zauderst. Schau sie Dir an und gib Ihnen die Chance, Dir ihre Aufgabe in Deinem Leben zu sagen. So haben die dunklen Räume die Möglichkeit sich zu wandeln. 

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