Von Mut und anderen Dingen

Heute hat mich die Nachricht erreicht, dass die Tochter einer Schulfreundin in jungen Jahren an einem Tumor verstorben ist.

Schluck! Meine jüngste Tochter ist kaum älter. Auf mein Kopfkino wollte ich mich heute nicht einlassen. Trotz meiner Arbeit als Trauerbegleiterin bin ich Mama und der Verlust eines Kindes ist unsäglich.

Kurz darauf hat eine liebe Freundin angerufen und mich gefragt, was sie denn tun solle. Sie stand meiner Schulfreundin näher und wollte sie gerne kontaktieren.

Kaum hatte sie den Gedanken gedacht, waren Sätze wie

“ich traue mich nicht anzurufen”

“vielleicht will sie jetzt keinen Kontakt”

“warum habe ich nicht schon früher angerufen”

“was sage ich denn nur”

in ihrem Kopf.

Es gibt nicht den EINEN Rat oder den EINEN Weg für solche Situationen. Aber es gibt einen Herzensweg. Den Weg von Herz zu Herz. Und den Weg, der trauernden Person ihre Eigenverantwortung nicht abzusprechen mit den eigenen Themen.

Ich habe meine Freundin ermutigt einfach anzurufen und meine Schulfreundin entscheiden zu lassen, was sie gerade möchte und was ihr gut tut .

Dann hat sich meine Freundin ein Herz gefasst und hat meine Schulfreundin angerufen und mit ihr gesprochen. Und wenn ich die Rückmeldung richtig deute, dann war das Gespräch für Beide ein Geschenk. Meine Freundin hat sich getraut, sich geöffnet und ist über eigene Barrieren gegangen.

Meine Schulfreundin war froh über die Anteilnahme und die direkte Ansprache. Auch war sie froh die Möglichkeit zu haben selbst bestimmt einen Termin mit meiner Freundin ausmachen zu können und nicht auf dem Kirchhof überrumpelt zu werden.

Beim Schreiben habe ich Gänsehaut. Beide durften sich öffnen, Klarheit schaffen und erleben. Beide haben sich getraut und waren selbstwirksam. Beide können sich bei ihrem Treffen ein Segen sein. Beide sind miteinander verbunden.

Das würde alles nicht stattfinden, wenn sich nicht eine wundervolle Frau aus ihrer Komfortzone herausbewegt hätte. Ist das nicht großartig?

Welche Kreise dieser eine Anruf noch ziehen kann? Ich weiß es nicht, aber ich sehe das Potential. Wenn beide Frauen darüber erzählen und ihre Erfahrungen damit erzählen, können sie ein Multiplikator und Türöffner für ganz viele Menschen sein. So können Mauern der Sprachlosigkeit, Unsicherheit und Angst abgebaut werden.

Ich darf Dich ermutigen, diese Energie (wenn sie Dir dienlich ist) mitzunehmen und weiter zu tragen.

Machen wir die Welt Stück für Stück heller.

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